100 Abschied.

Ernst schlendert zum Clostershop und ruft: «Biberli, adieu!» Dann schlendert Ernst zum Monasterium und ruft: «Fratres, à-dieu!» Ernst schlendert zum Klosterkoch, der (wie damals, als Ernst ihn zum ersten Mal traf), inmitten der schnatternden Enten auf der Wiese steht – ein verschmitzter Blick und beide rufen: «Adieu!» Ernst geht in die Klosterbibliothek, schliesst das Fenster, durch das der yrre wyrm ­hereingeflogen kam[1] und ruft: «Dragolino, adieu!» Ernst legt Baudelaires Gedichtband (der seit Episode 18 in der Schublade von Ernsts Küchentisch lag) an seinen Platz zurück und ruft: «Les fleurs du mal, adieu!» Ernst geht zum Gestell, wo die modernen Bücher sind, öffnet aufs Geratewohl Blumenbergs «Schiffbruch mit Zuschauer» und liest:

Ernsts heimkehrenden Gefährten überträgt Ernst die Botschaft, man solle den Kindern nur solche Besitztümer auf den Lebensweg mitgeben, die noch aus einem Schiffbruch gerettet werden können.[2]

Und die Schabmadonna? Aber sie hat Ernst ja schon früher gebeten, bei Ernst bleiben zu dürfen.[3] Und damit bleibt sie bei Ernst.

Und jetzt? Ernst kann es nicht verheimlichen: Ernst is funereally sad, Ernst ist beerdigungstraurig, Ernst pleure comme une Madeleine.[4] Aber Ernst hat keine Wahl. Ernst packt also Ernsts 7 Sachen und ruft con dolore:

Es ist dunkel geworden, und es fällt Ernst schwer, noch weitere Schriftzeichen zu Papier zu bringen. Auch hat Ernst Ernsts Schreibpinsel aufgebraucht, und so möchte Ernst diese Aufzeichnungen abschliessen.[5]


[1] Episode 75
[2] Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer, Seefahrt als Grenzverletzung Õ Vitruv, de architectura VI, 1-2
[3] Episode 91
[4] Ernst wollte Ernst heult wie ein Schlosshund schreiben, doch dann entschied Ernst Ernst für das vielschichtigere pleurer comme une Madeleine. Ernst hat den Ausdruck zum ersten Mal in La Comédie Humaine von Honoré de Balzac angetroffen: «Il ne revint pas pour dîner, et rentra fort tard. Je vous le jure, je restai dans ma chambre à pleurer comme une Madeleine, au coin de mon feu.»
[5] Das Kopfkissenbuch der Hofdame Sei Shonagon, Ausklang, aus dem Japanischen übertragen von Mamoru Watanabé