5 Wie Ernst eine folgenreiche Bekanntschaft macht und zu einem unerwarteten Essen kommt.

Ernst steht früh auf und trinkt 1 Yueyang Maofeng, den wilden Grüntee aus Hunan. Wie Ernst den herben Duft einatmet, denkt Ernst an alle, die mit einer exotischen Diät oder sogar mit einer Operation wieder ihr früheres Aussehen erlangen wollen und ruft:

Jeder soll das tun, was ihn glücklich macht, und jeder soll sich selbst wohlfühlen. Ernst jedoch hat Ernst entschieden, dass Ernst es ernstselbst schafft – mit Sport und einer Ernährungsumstellung.[1]

Dann lockert Ernst Ernsts Glieder und zieht die kastanienbraune Leinenjacke an. Ernst geht heute nicht dem Fluss entlang, sondern biegt hinter Ernsts Kastanienklause in ein Wäldchen. Nach wenigen Minuten kommt Ernst auf ein offenes Feld und entdeckt ein Monasterium. Wie Ernst Ernst weiter vorwagt, sieht Ernst inmitten einer Schar schnatternder Enten den Klosterkoch. Was für eine kostbare Idylle! Jetzt hat auch der Koch den Spaziergänger entdeckt und macht Ernst ein Zeichen herüberzukommen. Nachdem Ernst Ernst vorgestellt hat, wird Ernst zum Mittagessen eingeladen. Ernst lässt Ernst nicht 2x bitten und geht Schlag XII ins Refektorium. Ernst isst in der klösterlichen Runde Fettine panate, Gemüse und Reis, den die Fratres im nahegelegenen Reisfeld kultivieren. Sie verkaufen den Reis als Spécialité du monastère im Clostershop. Ernst überisst Ernst. Ein ½ Teller wäre genug gewesen.

Die Reichen solten stat des täglich Brods in der Bitte um täglich Hunger bitten.[2]

Zum Dessert gibt es Rotkäppchens Sahnehäubchen: Fruchtsalat mit Bio-Schlagrahm, den der Koch mit Hagebuttenextrakt rosarot eingefärbt hat. Ernst langt tüchtig zu und wird alsbald von einem atemberaubenden Völlegefühl heimgesucht. Ernst nennt dieses Symptom Dr. phil. Fill.

Obwohl Ernst den Tisch vollvoll verlässt, kommt am Nachmittag die Unruhe. Wenn die Unruhe kommt, ist jeder Widerstand nutzlos. Da nützte auch 1 Einbruchschutztür nichts. Denn da muss Ernst etwas Kleines naschen, 1 Choc Ovo, 1 Eis, irgend 1 Knabberei, die Ernst Ernst jetzt, da Ernst den Clostershop entdeckt hat, easily beschaffen kann. Ernst entschliesst Ernst für 1 Kägi-fret, weil es in der Packung 2 separate Waffelstängel gibt, so dass Ernst 1 für Notzeiten beiseite legen kann.

Die Wissenschaftler glauben jetzt zu wissen, weshalb bestimmte Lebensmittel für Ernst unwiderstehlich sind: «Man könne es als Naschformel bezeichnen», sagt Monika Pischetsrieder, «das ist eine designte Zusammensetzung, die Ernst unweigerlich zum Naschen oder zum Knabbern verführt».[3]


[1] Katja Langenbahn, Nur ein Prozent erreicht das Ziel, Liechtensteiner Vaterland, 22. November 2015

[2] Jean Paul, Ideen-Gewimmel, Texte aus dem Nachlass [982]

[3] http://www.srf.ch/wissen/mensch/eine-naschformel-macht-uns-suechtig-nach-chips