14 Wie Ernst im Wald eigenartige Dinge sieht und eine E-Mail bekommt.

Verdient die Wirklichkeit dieses Misstrauen?[1]

Ernst ist erstaunt, nicht abgenommen zu haben. Ernst hat in Ernsts Retraite nur wenig gegessen. Aber hat Ernst wirklich nur wenig gegessen? Ernst geht in Ernst und stellt fest, dass Ernsts Vordemessenessen gravierender ist, als Ernst gedacht hat. Ein Reflex – in the twinkling of an eye – before Ernst es wahrnehmen kann. Vordemessenessen ist für Ernst bis dato gleichbedeutend gewesen mit Nichtsgegessenhaben. Aber Ernst will Ernst nicht weiter hintersinnen. Fakt ist: Ernst isst zu viel, Ernsts Organismus ist überhitzt und Ernsts Herz klopft nach jedem Essen wie wild und das heisst nichts anderes, als dass Signorina Cardiopalmo, Madame Surchauffeur und Dr. phil. Fill zu Ernsts engsten Vertrauten geworden sind.

Und wenn Ernst Ernst wieder einmal 1 Ruck geben würde? Ernst geht auf Ernsts Balkon und schaut über den Fluss. Der Fluss rauscht so schön und gleichmässig wie die Autos auf einer Autobahn. Dann macht Ernst im nahe gelegenen Wald einen Spaziergang, wo Ernst sieht, wie eine Trollfrau eben im Boden verschwindet. Ernst sucht verzweifelt nach Ernsts Handy und es gelingt Ernst gerade noch, die mit Blumen tätowierten Beine der Trollfrau abzulichten.

Mit dieser Curiosität vor Ernsts Augen kommt Ernst zur Überzeugung, ein echter Einsiedler geworden zu sein, denn wer sonst könnte miterleben, wie eine grüne Fee ins Erdreich taucht?

Wie Ernst wieder vor Ernsts Klause steht, sieht Ernst eine E-Mail auf der Schwelle. Ernst ist misstrauisch, doch dann nimmt die Neugier überhand. Ernst hebt die E-Mail auf, öffnet sie mit Ernsts rechtem Zeigefinger und liest.

Agapité Ernst
Wir sind nun auf Amorgos angekommen, schwimmen längs der Steilküste und ruhen ab und an in einer kleinen Bucht oder auf einer Felsplatte. Die Sache hat nur einen Nachteil: man ist abends völlig ausgehungert. Und so habe ich mich mit Heisshunger auf die Bauernbratwürste vom Grill gestürzt. Und der Ziegenbraten in Zitronensosse! So etwas gibt es nur hier. Und morgens konnte ich mich mit einem grossen griechischen Joghurt erfreuen, der oben von einer dicken Schicht herrlichen amorginitischen Oreganonblütenhonigs überflossen war. Da reichten dann zwischendurch Trauben und Brot mit Wasser … bis zum Nachmittag und zu einem kleinen Ouzo (der uns übrigens an die Fée verte aus dem Val-de-Travers erinnert) mit Pistazienkernen aus Ägina.

Ihr
M. von Cadúnt[2]

Das hat Ernst nicht erwartet. 1 Gruss von Amorgos – der heimlichen Perle der Kykladischen Inseln! Ernst geht mit der E-Mail in Ernsts Kastanienklause und setzt Ernst auf Ernsts Balkon. Amorginitischer Oreganonblütenhonig! Ernst wischt Ernst 1 Träne von Ernsts Wange.


[1] Peter Fischli & David Weiss, Findet mich das Glück? [293]

[2] M. von Cadúnt, E-Mail, Oktober 2017